Digitalisierung der Verwaltung
Im Zuge einer Analyse habe ich Bundesweit mit über 20 Kommunalen IT-Dienstleistern und rund 245 Städten/Gemeinden gesprochen. Hier ein paar Highlights aus den Gesprächen:
- Das Thema Digitalisierung der Verwaltung ist in den Köpfen angekommen und auch verankert. Und zwar sowohl in den Köpfen der Bürger als auch in der Politik und natürlich bei der Verwaltung selbst.
- Diese Verankerung zeigt sich in der Besetzung von Stellen. In 234 von 245 Städten gibt es einen definierten Ansprechpartner/in für das Thema, teilweise unter dem Label OZG Umsetzung, teilweise als Digitalisierungs Verantwortliche/r und auch der Chief Digital Officer war dabei.
- Viele Städte und Gemeinden wünschen sich mehr Leitplanken und Unterstützung zur Koordination und Umsetzung der Digitalisierung. Und zwar unter den Aspekten Prozessual (Landeseinheitliche Verfahren), Technisch (Lösungsauswahl, Integration und Betrieb) sowie Strukturell (Einführungsprojekt, Standard Templates, Schulung, Change-Management).
- Ein differenzierteres Bild zeichnet sich beim Thema Kooperationen ab. Hier gibt es teilweise auf Landkreis Ebene Arbeitsgruppen oder einen gelegentlichen Austausch mit Nachbargemeinden. Aber in der Mehrzahl sind die Städte und Gemeinden auf sich gestellt bzw. auf Beratung Ihrer jeweiligen Landes IT-Dienstleister angewiesen.
- Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind teilweise enorm. Zum einen in der Struktur (Bayern und Hessen haben jeweils ein Digitalministerium), im Stand der Umsetzung (Bürger Servicekonto, Portal), aber auch der finanziellen Unterstützung über Förderprogramme (Bandbreite von 0-100%) durch die Bundesländer.
- Woran es oft noch zu Mangeln schien, war die Integration des Portals für den Bürger und der Systeme für die Vorgangsbearbeitung. Es gibt zwar mit XTA einen Standard, jedoch haben aktuell nur wenige Hersteller diesen Implementiert. D.h. für ein durchgängiges und Medienbruchfreies Arbeiten ist hier noch einiges zu tun auf Seiten der Hersteller.
- Sicher eine der größten Herausforderungen ist aktuell der Personalmangel im Bereich der Verwaltung, wozu eben auch die kommunalen IT-Dienstleister gehören. Hier sind Initiativen gefragt die Verwaltungs-affine IT-Experten hervorbringen oder IT affine Verwaltungsexperten. Nur so kann die Digitalisierung erfolgreich weitergeführt werden.
Mein Fazit, Bewusstsein für das Thema ist inzwischen reichlich vorhanden, Mitarbeiter/innen sind motiviert hier die Verwaltung von Morgen zu gestalten und Finanzielle Mittel werden (zumindest teilweise) bereitgestellt.
Im Sinne der Definition was Digitalisierung bedeuten kann, ist noch Luft nach oben vorhanden. Ein PDF-Formular zum Download auf einer Seite anzubieten ist ein kleiner Schritt Richtung Digitalisierung. Die Vorteile für die Verwaltung zeigen sich allerdings erst mit einer durchgängigen Integration von Kommunikation und Bearbeitung von Vorgängen.
Nicht zu unterschätzen sind die Auswirkungen von Corona auf die kommunalen Finanzen. Speziell in den Bundesländern, wo Kommunen die Aufwände- und Kosten für die Digitalisierung weitgehend allein tragen müssen. Dies kann sich z.B. durch zurückgehende Gewerbesteuereinnahmen als Hemmschuh erweisen, hier ist die Politik auf allen Ebenen gefordert die notwendigen Mittel für Investitionen auf Bundes, Landes, Landkreis- und kommunaler Ebene bereitzustellen.
Zu guter Letzt der vielleicht kritischste Faktor, Personal. Aktuell fehlen rund 300.000 Mitarbeiter Bundesweit in der Verwaltung.
Zum einen im Sinne von Ausbildung der Mitarbeiter/innen die heute in der Verwaltung tätig sind und diese auf der digitalen Reise mitzunehmen. Zum anderen aber auch Menschen für das Thema Digitalisierung der Verwaltung zu begeistern die als Quereinsteiger kommen bzw. auch junge Menschen zu Gewinnen.
Zu den Daten, es wurden 245 Städte und Gemeinden zwischen 10.000 und 100.000 Einwohnern aus Hessen (7), Niedersachsen (36), Nordrhein-Westfalen, Bayern (56), Baden-Württemberg (46), Sachsen (11) und Thüringen (3) befragt.
In diesem Sinne „Die Digitalisierung der Verwaltung endet nicht mit dem Online Zugangsgesetz, es ist erst der Beginn!“